Auf einen Kaffee mit... Dr. Peter Rudolf Reuter

Uncategorized Dec 07, 2022

In unserer Serie „Auf einen Kaffee mit...“ stellen wir Talente & Führungskräfte aus verschiedensten Branchen näher vor. Dieses Mal mit dabei:

Dr. Peter Rudolf Reuter, Sales Director Medical & Scientific Research Segment EMEA bei Tobii (LinkedIn)

Was möchtest Du in die Welt bringen?

Eine gute Stimmung ist es für mich – ganz klar. Was ich durch einige Podcasts und Bücher gelernt habe: Manches lässt sich nicht ändern, doch was ich immer beeinflussen kann, ist meine Reaktion darauf.

Manchmal sagt sich das leichter, als es am Ende ist. Einige Reaktionen brauchen mehr Zeit als andere. Sich die Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken ist dann wichtig. Eine schöne Geschichte, die mir dazu einfällt, ereignete sich, als ich Aushilfe im Vertrieb in einem Küchenstudio war.

Ich bekam die Aufgabe, mich um Gasöfen zu kümmern, die keiner gern verkaufen wollte. Nun hätte ich sagen können: Muss das sein? Es gab nicht viele Anfragen und es machte durchaus Sinn, einen Spezialisten zu haben.

Ab da an, hatte ich mit allen Kunden zu tun, die solche Anfragen stellten und bildete mir eine kleine Expertise auf, die wiederum bei den Kunden auch gut ankam. So konnte ich etwas, dass ich als unehrenvolle Aufgabe hätte sehen können, als etwas betrachten, was mir sehr viel Spaß gemacht hat am Ende.

Wer waren Deine besten Lehrer und was hast Du von ihnen gelernt?

Da gibt es so einige – angefangen von meinen Eltern, Großeltern, meinem Bruder – bis hin über die Lehrer in der Schule, Professoren an der Uni. Was mir aber gut im Gedächtnis ist, sind die Gespräche mit meinem Großvater, der mir sehr oft ein Aha-Erlebnis entlockt hat, da er oftmals die Dinge von einer anderen Seite betrachtete.

Generell würde ich sagen, dass es viele Lehrer gab, die mir ein kleines Puzzleteil für mein Lebenspuzzle beigesteuert haben. Eine große Lehrerin in meinem Leben zurzeit ist Paula – meine Quarterhorse Stute. Ein Pferd? Echt jetzt!!

Wie kann ein Pferd ein Lehrer sein – tja, wer noch nicht geritten ist bzw. Umgang mit Pferden hatte, kann dies vielleicht nicht nachvollziehen. Doch sind Pferde großartige Lehrer und spiegeln unser Verhalten oft wider.

Eines hat sie mir klar gezeigt, um nur ein Beispiel zu bringen: Ich komme bei ihr nicht mit dem Kopf durch die Wand! Und Druck erzeugt bei ihr nur Gegendruck. Also muss ich schlauer sein und meine Reaktionen ständig hinterfragen. Nicht umsonst werden Pferde gern für Management Trainings eingesetzt – leider hatte ich das noch nicht erleben dürfen, doch wäre das mal sehr interessant.

Was macht aus Deiner Sicht eine sehr gute Führungskraft aus?

Das ist für mich zum Glück sehr leicht zu beantworten, da ich selbst in der einmaligen Lage bin, einen extrem guten Chef zu haben, der nicht nur fachlich herausragend ist, sondern auch einfach ein toller Mensch. Mit dem man lachen, heftig diskutieren und auch sicher weinen kann (das hatten wir bisher noch nicht).

Jon zeichnet sich dadurch aus, dass er sensibel ist, um gut auf sein Gegenüber einzugehen, aber auch den nötigen Geschäftssinn, um sicherzustellen, dass auch die Belange des Unternehmens beachtet werden. Das kann teils ein großer Spagat sein, doch ist mir das immer eine große Inspiration, von ihm lernen zu dürfen.

Bei unserem ersten Treffen sagte er etwas zu mir – damals noch als Kollege und nicht als Chef: Ich freue mich, von Dir lernen zu können! Auch das zeichnet für mich eine sehr gute Führungskraft aus – jeder weiß oder kann etwas, das andere nicht können. Dies zu erkennen, bedarf einer gewissen Größe, die einer Führungskraft sehr guttut. Auch von denen zu lernen, die in der Hierarchie unter einem stehen und daher keinesfalls weniger wert sind.

Wogegen bist Du allergisch?

Respektlosigkeit – in jeglicher Form!! Vielleicht bin ich dagegen besonders allergisch, da ich schwul bin und schon so einiges erlebt habe, da ich oft „anders“ war.

Mit der nötigen Portion Respekt kann man auf einem Level diskutieren. Wenn aber der Respekt nicht mehr da ist, wird es hässlich und das kann ich gar nicht leiden. Es gibt Menschen mit denen kann man besser umgehen und mit manch anderen nicht – trotzdem verdienen alle die gleiche Menge Grund-Respekt.

Wo / Wie holst Du Dir Inspiration?

Tolle Frage! Meist durch die kleinen Dinge im Leben – selten sind es die großen Durchbrüche, die mich inspirieren, aber Gespräche mit Kollegen und Freunden, die einen kleinen Aspekt anders machen und mich dadurch zum Nachdenken bringen.

Es kommt leider noch öfter vor, dass ich gefühlt vor einem riesigen Berg stehe und mich frage, wie ich das alles schaffen soll und komme mir total unkreativ und nicht inspiriert vor, das zu lösen. Andere mit ins Boot zu holen und sich woanders Inspiration zu holen – auch in Bereichen, die noch nicht mal mit dem Bereich etwas zu tun haben, um den es geht.

Gerade das fasziniert mich zurzeit in dieser digitalen Welt, dass man in Bereiche Einblick erhält, die einem sonst verschlossen bleiben. Und mag es sein, dass mir an der Kasse im Supermarkt auffällt, wie die Kassiererin etwas anders macht im Umgang mit Ihren Kundinnen, was wir auch im Vertrieb einsetzen können. Das finde ich einfach herrlich.

Welche Deiner Routinen ist Dir besonders wichtig und findest Du empfehlenswert?

Routine würde ich es nur bedingt nennen, da ich es liebe, keine großen Routinen zu haben – jeder Tag ist immer etwas anders.

Sich zu bewegen ist mir extrem wichtig und schafft mir Freiräume im Kopf – dabei habe ich festgestellt, dass man prima Podcasts hören kann, um sich inspirieren zu lassen. Auch einmal einfach rauszugehen, wenn man mit dem Kopf vor der Wand steht – oder einen kurzen Power-Napp zu halten finde ich auch wichtig.

Das mag einem in dem Moment total falsch erscheinen, doch ist es genau richtig, sich nicht auf etwas zu versteifen und mal eine andere Richtung einzuschlagen. So kommt man dann schneller zum Ziel und vor allem entspannter.

Welche Erkenntnis hat Dein Leben stark bereichert?

Langsam kann schneller sein – ich bin immer jemand, der sich gerne misst und auch bis an Grenzen pusht. Mir macht das einfach Spaß. In manchen Bereichen geht das allerdings nicht – oder nicht so schnell, wie mir lieb wäre. Dann habe ich erfahren, dass es sinnvoller ist, langsamer zu werden oder auch mal innezuhalten.

Die Ungeduld ist mir in die Wiege gelegt, was mir gern mal im Weg steht. Langfristige Ziele erreicht man nicht über Nacht und brauchen auch mal einen Umweg, um gut zu werden.

Pausen bringen einen daher schneller ans Ziel, als pausenlos zu rennen. Ich las einmal, dass Kinder lernen, kreativ zu sein, wenn sie Langeweile haben und ich fragte mich dann: Wann hatte ich das letzte Mal Langeweile?

Mir kommt es so vor, dass wir Erwachsenen das nur schwer aushalten und stets getrieben sind, uns weiterzuentwickeln. Doch wer kennt das nicht von einem guten Vortrag – meist sind diese dann richtig gut, wenn Pausen an den richtigen Stellen gemacht werden, oder in der Musik – bei der man gespannt in einer kurzen Pause auf die Auflösung eines Akkordes wartet. Dies gilt es auch einmal auszuhalten. Und warum sollten nur Kinder davon profitieren auch mal Langeweile zu haben?

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