Auf einen Kaffee mit Silke Grotegut - Professionelle Bewerbungscoach für Führungskräfte

Uncategorized Jan 17, 2023
 

Was möchtest du in die Welt bringen?

 „Werde Chef deines Lebens!“ Das ist es, was ich als Karriere- und Bewerbungscoach für Führungskräfte in die Welt bringen möchte. Ich war viel Jahre in der Führungskräfte-Entwicklung bei der Deutschen Telekom, und da habe ich sehen können, was es bedeutet, wenn Menschen nicht an der richtigen Stelle sind und unglücklich sind, mit dem was sie tun. Das hat Folgen für sie selbst aber auch für die Organisation. Ich möchte Menschen ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen und ihnen dabei helfen herauszufinden, was ein richtig guter Job und Arbeitgeber für sie ist. Und damit ist auch gemeint, dass sie sich klar darüber werden, was für sie ganz persönlich wichtig ist, um sich wohlzufühlen. Die meisten Anfragen starten mit: „Ich muss erst einmal herausfinden, was ich eigentlich will.“ Wenn die Klienten davon ein klares Bild haben, dann ist schon die Hälfte des Weges geschafft. Dann schauen wir uns noch an, ob es etwas gibt, was sie von ihrem nächsten Entwicklungsschritt abhält und entwickeln Strategien, wie sie ihr persönliches berufliches Ziel erreichen.

 

Was macht für dich eine gute Führungskraft aus?

Ich hatte das Glück(!). In meinem Leben bei der Telekom hatte ich zwei richtig gute Chefs - einen Mann und eine Frau. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es zwei von ungefähr 15 waren. Das heißt, ich kenne beides aus eigener Erfahrung: gute und schlechte Führungskräfte. Und daher weiß ich deren Qualitäten so sehr zu schätzen.

Was diese beiden so besonders gemacht hat, ist, dass sie überhaupt kein Problem damit hatten, Mitarbeiter einzustellen, die besser sind als sie selbst.

  • Beide haben ihre oberste Aufgabe in der Personalentwicklung gesehen, d.h. beiden war es unglaublich wichtig, dass ihre Mitarbeiter up to date sind und dass die Employability immer erhalten bleibt.
  • Für sie war es ein Erfolg, wenn einer ihrer Mitarbeiter einen höherwertigen Job angenommen hat oder sie von strategischen Projekten angefragt wurden, auch wenn es manchmal ein Loch in ihr Team riss.
  • Sie haben immer im Sinne des Unternehmens gedacht und das Große und Ganze im Blick gehabt.
  • Beide kannten sich in ihrem Fachbereich gut aus, haben ihre Mitarbeiter:innen aber als die wahren Experten gesehen und ihnen vertraut.
  • Sie haben Kontrolle abgegeben, haben es ausgehalten, dass ihre Mitarbeiter Dinge anders machen, auch auf die Gefahr hin, dass es schief geht.
  • Und sie haben es mitgetragen, wenn tatsächlich mal etwas schiefging.
  • Sie haben sich ohne Wenn und Aber nach außen vor den Mitarbeiter gestellt, und nach innen den Konflikt oder das Problem konstruktiv gelöst.
  • Toll war, dass sie den Druck, den sie von oben bekommen, abgepuffert und NICHT 1:1 nach unten weitergegeben haben.
  • Beide waren sehr entscheidungsfreudig. Es gab nie lange Hängepartien, weil keine Entscheidung gefällt wurde. Vieles durften oder mussten wir als Mitarbeiter:innen und Expert:innen unseres Fachs eh selbst entscheiden.

 

Mit welcher Persönlichkeit würdest du gerne mal zu Abend essen und warum?

Da fallen mir gleich mehrere ein.

Ich würde gerne mal mit Atze Schröder essen gehen. Nicht mit der Kunstfigur Atze Schröder, mit dem kann ich wenig anfangen. Mich interessiert der Mann hinter Atze Schröder. Ich habe ihn in verschiedenen Interviews gehört und war absolut positiv überrascht. Das scheint ein sehr intelligenter und humorvoller Mensch zu sein, mit dem ich gerne mal Zeit verbringen würde.

Und dann würde ich gerne Ulrike Herrmann kennenlernen. Sie ist Wirtschaftsjournalistin bei der taz. Kürzlich ist ihr Buch erschienen: „Das Ende des Kapitalismus“. Sie ist keine Kapitalismus-Kritikerin, aber sie beschreibt deutlich, wieso der Kapitalismus jetzt mit der Klimakrise an seine Grenzen kommt, und zeigt einen möglichen Weg aus der Wachstumslogik des Kapitalismus. Darüber würde ich mich gerne mit ihr unterhalten.

 

Wogegen bist du allergisch?

Allergisch ist vielleicht das falsche Wort, aber wo ich mich richtig in Rage reden kann, ist, wenn jemand sagt: „Ich will mich mit einer zu hohen Gehaltsangabe in der Bewerbung nicht aus dem Rennen schießen.“ Das hört sich immer so an, als würde man seine Gehaltsangabe irgendwie schätzen und dann unglücklich eine zu hohe Zahl raten. Aber das Gegenteil ist doch der Fall. Ich recherchiere vorher sauber, was ist üblich für die Position, in der Branche und Region. Dann habe ich selbst noch ein Empfinden dafür, was ich leiste und welchen Mehrwert ich biete. Und daraus ergibt sich meine Gehaltsvorstellung.

Ich bin ein Freund davon, ein klares Profil im Bewerbungsprozess zu zeigen. Und dazu gehört auch, klar zu sagen, was ich kann und was das kostet. Das spart Zeit und Energie auf beiden Seiten.

By the way: Eine zu hohe Gehaltsangabe ist meist nicht das Problem. Es ist eher ein Zeichen dafür, dass du weißt, was dein Knowhow und deine Erfahrungen wert ist. Wenn ein Unternehmen das gewünschte Gehalt aber nicht zahlen kann oder will, aber an dir interessiert ist, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dir in die Verhandlungen gehen. Du kannst ja auch andere Gehaltsbestandteile verhandeln.

 

Was ist für dich die perfekte Erholung?

Als Coach bin ich den ganzen Tag mit Menschen im Austausch. Ich denke mich in deren Situationen hinein und wir arbeiten Lösungen für ihre Fragestellung aus. Ich bin also den ganzen Tag im Außen und daher schalte ich am besten ab, wenn ich Zeit für mich alleine habe, ich für mich bin. Bei der Gartenarbeit, beim Wandern, in der Sauna.

Im Garten komme ich in einen richtigen Flow-Zustand. Eigentlich will ich nur eine Stunde irgendwas machen und zack sind fünf Stunden rum. Wenn ich mit den Händen in der Erde wühle, dann kann ich gut meinen Gedanken nachhängen, bin an der frischen Luft und sehe direkt, was ich geschafft habe. Herrlich.

 

Wen würdest du als Vorbild bezeichnen und warum?

Diese Frage wurde mir auch mal in einem Bewerbungsgespräch gestellt und ich finde die gar nicht so leicht zu beantworten. Es gibt niemanden, von dem oder der ich denke: „Mensch, ich möchte genauso sein wie…“ Aber es gibt viele Menschen, von denen ich mir gerne etwas abschaue, die in einem bestimmten Bereich für mich Vorbild sind.

Da fällt mir beispielsweise mein eigener Coach ein. Sie ist mittlerweile Ende 70. Eine tolle Frau! Von ihr schaue ich mir gerade die Haltung ab, in der Karriere nicht immer höher, schneller, weiter anzustreben. Ihr Ansatz ist eher: Was brauche ich für ein gutes Leben? Und daran die Entscheidungen auszurichten. Das fällt mir brutal schwer, denn den Leistungsgedanken habe ich schon sehr tief verinnerlicht. Sie schafft es, beides unter einen Hut zu bringen: einen super Job zu machen und sich gleichzeitig Raum für sich zu nehmen. Da bin ich nicht so gut.

 

Was ist dir in unserer Gesellschaft ein großes Anliegen?

Mich beschäftigt, wie wir als Gesellschaft die Klimakrise bewältigen können. Das ist eine wirkliche Herkulesaufgabe, weil unser Wirtschaftssystem nur Wachstum kann, und das ist in einer endlichen Welt bekanntlich schwierig. Wir haben bislang weder in Deutschland noch sonst wo auf der Welt ein gutes Alternativkonzept zum Kapitalismus. Und wenn wir eines hätten, dann ist die Frage, wie wir von einem System in das andere wechseln können. Als Changemanagerin weiß ich, wie anspruchsvoll solche Veränderungsprozesse schon auf Organisationsebene sind.

Mein größter Wunsch ist, dass wir als Gesellschaft einen sozialverträglichen Weg aus diesen verschiedenen Krisen finden, in denen wir uns gerade befinden. Meine große Sorge ist, dass die nationalistischen Parteien Kapital daraus schlagen.

Und um mit etwas Positivem zu enden: Ich wünsche mir, dass wir mit dem Wandel nicht nur das verbinden, worauf wir verzichten müssen, sondern dass wir auf das schauen, was wir gewinnen.

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